Mehr Anwendungen, mehr Komplexität – die TI wird anspruchsvoller. Daher setzt das neue Testmanagement auf realitätsnahe Tests. Welche Vorteile bringt das neue Verfahren mit sich?

Die Telematikinfrastruktur wird immer komplexer. Mit jeder neuen Anwendung steigen die Anforderungen an Sicherheit, Stabilität und Interoperabilität. Doch besonders die Einführung der elektronischen Patientenakte in diesem Jahr hat ganz neue Herausforderungen mit sich gebracht. Genauer gesagt: Die bisherigen Testverfahren reichen nicht mehr aus, um sicherzustellen, dass alle Komponenten in der TI reibungslos zusammenarbeiten.

Für Hersteller ist es deswegen umso wichtiger, dass ihre Produkte nicht nur isoliert funktionieren, sondern nahtlos in die TI integriert sind. Denn ansonsten leidet die gesamte TI darunter. Eine unzureichende Testabdeckung kann zu Fehlern führen, die sich erst im Praxisbetrieb zeigen. Das neue Testmanagement stellt daher sicher, dass Produkte unter realistischen Bedingungen geprüft werden und zuverlässig mit allen anderen Komponenten interagieren.

Alles muss miteinander funktionieren 

Bisher lag der Schwerpunkt auf der gründlichen Prüfung einzelner Produkte, nun rückt die Gesamtintegration in den Mittelpunkt. Das neue Testmanagement führt eine umfassende Gesamtintegrationsstufe ein, die das bisherige Vorgehen ergänzt und erweitert. Diese Herangehensweise baut den Testprozess um zusätzliche Methoden aus, darunter eine umfassende Generalprobe, und liefert ein vollständigeres und aussagekräftigeres Bild der Gesamtsystemfunktionalität.

Der Prozess beginnt mit Produkttest durch den Hersteller, anschließend werden die Produkte in einen Solution Train überführt, wo die Gesamtintegration in einer realitätsnahen Testumgebung geprüft wird. Hersteller profitieren hier von klaren Prüfschritten und einem neuen Testzyklus. Das neue Testmanagement baut dabei auf dem bisherigen auf und inte­griert zusätzlich die neuen Abhängigkeiten.

Um die realistischen Bedingungen innerhalb der Testumgebung herzustellen, werden entsprechende Systemumgebungen aufgebaut und optimiert. Zudem werden End-to-End-Testumgebungen (E2E) bereitgestellt, die der späteren Produktionsumgebung so weit wie möglich entsprechen.

Um die Komplexität des Verfahrens anhand eines Beispiels zu verdeutlichen: Allein ein Basis-­Vorgang wie das Verschicken einer KIM-Nachricht mit Patienteninformationen erfordert einen Test von 127.000 unterschiedlichen Varianten – in allen denkbaren Kombinationen. Allerdings ist es nicht das Ziel, alle Kombinationen zu testen, sondern die sinnvollsten.

Ein Test pro Quartal

Das neue Verfahren sieht vor, dass es nun pro Quartal eine gemeinsame Testphase für alle Hersteller und Dienstleister gibt - ein Vorgehen, das in anderen Branchen schon etabliert ist, wie zum Beispiel in der Finanzindustrie und Logistik.

Ein erfolgreich absolvierter Test führt zu einer fundierten Zulassungsempfehlung: Hersteller können ihr Produkt mit erhöhter Zuversicht in die TI überführen. Falls der Test nicht bestanden wird, gibt es detaillierte Rückmeldungen zu den notwendigen Anpassungen. Der Vorteil: Hersteller haben die Möglichkeit, ihre Produkte nachzubessern und in der nächsten Testphase erneut zu prüfen.

In Sonderfällen kann es auch zwischen den angesetzten Terminen notwendig werden, zu testen. Deswegen ermöglicht der sogenannte Hotfix-Prozess eine schnelle Reaktion, in denen auch außerhalb der quartalsweisen Testzyklen geprüft werden kann.

Die Vorteile des neuen Testmanagements

Das neue Testmanagement bietet langfristig Vorteile für alle Beteiligten. Hersteller profitieren von strukturierten Teststufen, die darauf abzielen, die Robustheit und Integrität ihrer Produkte zu optimieren. Zudem schaffen die klar definierten Testprozesse eine solide Grundlage für höhere Zuverlässigkeit. Dieser umfassende Ansatz unterstützt Hersteller dabei, potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu identifizieren und zu adressieren, was zur kontinuierlichen Verbesserung der Produktqualität beiträgt.

Der strukturierte Testansatz bietet Herstellern eine solide Grundlage, um die Kompatibilität und Funktionalität ihrer Produkte innerhalb der TI zu optimieren. Ziel ist es, potenzielle Störungen zu minimieren und eine möglichst reibungsarme Nutzererfahrung für alle Anwenderinnen und Anwender zu schaffen. Dieser gründliche Prozess ebnet den Weg für eine robuste und zukunftsorientierte TI, die kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert wird.
 

März 2025