12.12.2025 | News

3 Fragen an Thomas Kostera – Lead Innovation Policy bei der Stabsstelle Versorgung

Thomas Kostera, Lead Innovation Policy bei der Stabsstelle Versorgung © Jan Pauls/gematik

Du arbeitest bei uns im Team mit an der Prozesstransformation. Was genau ist das?
Der Begriff Prozesstransformation ist ja ein wenig sperrig und hört sich weniger fancy an als zum Beispiel andere große Trends der Digitalisierung, aber Prozesse sind aus Patientensicht das „Rückgrat“ für viele Leistungen.

Wie wir vorgehen: Wir nehmen uns in Arbeitsgruppen nach und nach einzelne noch papierbasierte Prozesse vor und denken diese exemplarisch digital neu. Es geht darum, gemeinsam einen idealtypischen digitalen Prozess zu entwerfen und nicht den aktuellen Prozess “einfach nur” digital abzubilden. Bisher haben wir uns damit beschäftigt, wie man einen Antrag auf Kurzzeitpflege, Psychotherapie oder die Verordnung von Krankenbeförderung beispielsweise zur Dialyse oder Chemotherapie digitalisieren kann.

In den Arbeitsgruppen kommen Expert:innen aus allen Bereichen des Gesundheitswesens, der Pflege, Patientenvertreter:innen, der IT und Industrie zusammen. Die Ergebnisse werden in einem Impulspapier veröffentlicht, damit alle relevanten Akteure Handlungsempfehlungen haben, wie sie den digitalen Prozess umsetzen können.

Die BMG-Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege sieht ja genau die Digitalisierung solcher Prozesse vor. Es geht also auch darum, mit diesem Projekt und den Arbeitsgruppen an diesen Zielen gemeinsam zu arbeiten.
 

Was ist das Besondere an diesem Aufgabenbereich?
Auf jeden Fall der offene fachliche und lösungsorientierte Austausch mit allen Expert:innen und die konstruktive Atmosphäre. Die Lösung steht im Mittelpunkt, alle bringen ihre Expertise ein. Es ist ein richtiger Co-Creation-Ansatz. Auch unsere Rolle ist eine ganz besondere: Wir moderieren die AGs als neutraler Akteur und unterstützen die Expert:innen darin, dass alle wichtigen Aspekte einfließen können.

Dabei gehen wir in einem Dreischritt vor: Die Arbeitsgruppe analysiert gemeinsam, wie der Prozess jetzt läuft, welche Hindernisse überwunden werden müssen und entwickelt dann einen digitalen Soll-Prozess. Am Ende stehen dann die Umsetzungsvorschläge der Arbeitsgruppe. Wichtig ist uns, dass die neugedachten digitalen Prozesse allen Beteiligten eine höhere Transparenz beim Prozessfortschritt als beim alten Papierprozess bietet. Auch wollen wir reduzierte Durchlaufzeiten beispielsweise bei Anträgen erreichen und vor allem an den Nutzer:innen orientierte, intuitive und leicht verständliche digitale Prozesse entwerfen.

Das tolle daran ist, dass wir damit spürbar etwas in Bewegung bringen und vielen Menschen künftig den Umgang mit den jetzt noch sehr vielen Formularen erleichtern können. Beispielsweise Krankenbeförderungen zur ärztlichen Behandlung werden in Deutschland 40 Millionen Mal im Jahr durchgeführt.
 

Was ist als nächstes geplant?
Nachdem wir uns jetzt drei Prozesse ganz konkret angeschaut haben, wollen wir die vielen anderen Prozesse, die es noch gibt, einmal gemeinsam angehen. Also nicht nur den Blick auf weitere Einzelprozesse werfen, sondern auf die Merkmale vieler Prozesse. 

Ganz im Sinne unserer Ziele einer höheren Transparenz und Nutzenorientierung schauen wir, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede viele der jetzigen Papierprozesse haben und ob sich digitale Blaupausen oder Kategorisierungen entwickeln lassen, die unsere zukünftige Arbeit erleichtern. Erste Ergebnisse sind für das kommende Frühjahr geplant. Stay tuned!