Wechselwirkungen sofort erkennen: So hilft die ePA im Beratungsgespräch.
Um bei der Einnahme mehrerer Medikamente beraten zu können, sind Mitarbeitende in Apotheken für gewöhnlich auf ihre Kundschaft angewiesen. Und nicht immer hat diese alle notwendigen Informationen parat. Hier hilft die elektronische Patientenakte (ePA). Dank ihrer elektronischen Medikationsliste (eML) können Apothekerinnen und Apotheker Wechselwirkungen oder Kontraindikationen schnell aufspüren.
Mit Schmerzmittel-E-Rezept in die Apotheke
Mit gequältem Lächeln tritt Kristina Hermann langsam an den Verkaufstresen von Apothekerin Svenja Weber. Die 43-jährige Kundin kommt direkt vom Orthopäden, der ihr für ihre starken Rückenschmerzen Ibuprofen 600 verschrieben hat. Die Kundin schildert der Apothekerin kurz die Probleme und fragt nach einer kurzen Beratung. Sie nehme verschiedene Medikamente ein und wolle sichergehen, dass sie ihre neue Medikation gut verträgt. Kristina Hermann gibt der Apothekerin ihre elektronische Gesundheitskarte (eGK). Die Apothekerin steckt die eGK ins Lesegerät. Ihre Apotheke hat nun für drei Tage Zugriff auf Kristina Hermanns ePA – und damit auch auf die elektronische Medikationsliste (eML). Diese enthält alle E-Rezept-Verordnungen seit Beginn des Jahres 2025. Die Informationen der eML helfen der Pharmazeutin, Wechselwirkungen oder Kontraindikationen aufzuspüren.
Wechselwirkungen schnell identifiziert
Apothekerin Svenja Weber öffnet über ihr Apothekenverwaltungssystem (AVS) die eML. Das jüngste E-Rezept stammt vom Orthopäden und beinhaltet die Verordnung von Ibuprofen 600. Sie muss nicht lange weiterlesen, schon hat das AVS eine mögliche Wechselwirkung zwischen dem neu verschriebenen Schmerzmittel und dem Blutdrucksenker Ramipril erkannt, den die Patientin regelmäßig einnimmt.
Den richtigen Behandler finden
Die Apothekerin erklärt ihrer Kundin, dass Ibuprofen 600 den Blutdrucksenker in seiner Wirkung abschwächen kann. Darüber hinaus könnte sich die Kombination aus dem Schmerzmittel und Ramipril negativ auf die Nierenfunktion auswirken. In der eML findet sie den Namen des verordnenden Facharztes: Orthopäde Jens Starke. Die Apothekerin entscheidet sich, die Praxis direkt anzurufen – und hat Glück. Zwar behandelt der Orthopäde gerade eine Patientin, die Medizinische Fachangestellte (MFA) sichert aber einen Rückruf innerhalb der nächsten 10 Minuten zu.
Medikationskonflikt schnell gelöst
Die Apothekerin Svenja Weber bittet ihre Kundin, kurz im Nebenraum Platz zu nehmen. Nach wenigen Minuten ruft die Praxis zurück. Der Orthopäde begründet die Wahl von Ibuprofen 600: Im vorliegenden Fall brauche es ein Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung. Zudem sei die Einnahme nur für wenige Tage geplant. Die Apothekerin stimmt zu. Sie gibt ihrer Kundin das Medikament aus, weist sie auf die kurze Einnahmedauer, mögliche Symptome sowie eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme hin. Da Kristina Hermann als Stammkundin eine Kundenkarte bei der Apotheke besitzt, dokumentiert Apothekerin Weber die Beratung in der lokalen Akte in ihrem Primärsystem.