Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist eng mit der TI verknüpft. Um zukunftsfähig zu bleiben, muss sie sich weiterentwickeln. Aber was ist die zukünftige TI 2.0?

„Die TI 2.0, das ist der Oberbegriff für die Modernisierung der TI“, sagt Dr.-Ing. Paul Blankenhagel. Er ist als Product Group Director für die Leitung der gesamten TI-Basisinfrastruktur verantwortlich. „Ganz konkret geht es darum, eine versorgungsprozessorientierte Lösung anzubieten, die gleichzeitig sicher und nutzerfreundlich ist“, so Blankenhagel. Das passiert vor allem im Hintergrund. Für Patientinnen und Patienten wird sich das zuerst in der Verfügbarkeit von digitalen Identitäten zeigen. „Medizinische Einrichtungen profitieren zusätzlich davon, dass durch die TI 2.0 Spezialhardware schrittweise aus den Einrichtungen verschwinden kann und von einfacheren softwarebasierten Systemen ersetzt wird“, sagt Blankenhagel. Das eröffnet neue Möglichkeiten, zum Beispiel in der telemedizinischen und mobilen Versorgung. Doch klar ist: Die Modernisierung der TI ist einfacher gesagt als getan. Es geht um Fragen der Sicherheit und den Schutz von Patientendaten. Es geht darum, wie trotz der schrittweisen Modernisierung die aktuelle Infrastruktur jederzeit leistungsfähig und zuverlässig bleibt. „Und wir haben natürlich auch mit gewachsenen Prozessen und etablierten Verfahren zu tun, die wir neu denken und vereinfachen wollen“, sagt Blankenhagel. 

Beste Verbindung

Ein wichtiger Baustein der TI 2.0 ist das TI-Gateway. Damit kann sich eine medizinische Einrichtung über ein Rechenzentrum mit der TI verbinden. Der Vorteil: Es braucht keinen eigenen Konnektor mehr. Dadurch entfallen dann auch Wartung und Support vor Ort. Die Verantwortung dafür liegt nicht mehr in einer medizinischen Einrichtung, sondern beim Anbieter der TI-Gateway-Lösung. „Das TI-Gateway ist besonders für Einrichtungen mit komplexer IT-Infrastruktur, wie Krankenhäuser, sinnvoll“, sagt Blankenhagel. Dort kann es teils mehrere Hundert lokal verwaltete Konnektoren ersetzen und den administrativen Aufwand deutlich senken. „Auch Nutzerinnen und Nutzer, die bislang keinen TI-Zugang haben, profitieren vom TI-Gateway – beispielsweise die Pflege, die sich im Sommer 2025 an die TI anschließen muss“, so Blankenhagel weiter. Die bisherigen Einboxkonnektoren sind laut Blankenhagel aber nicht von heute auf morgen Geschichte: „Sie können noch für einige Jahre genutzt werden.“ Bis dahin ist das TI-Gateway eine neue und einfachere Option.

Heute ist es so, dass medizinische Einrichtungen neben dem Konnektor ein Kartenterminal samt Institutionskarte (SMC-B) brauchen. Damit können sie sich identifizieren und erhalten Zugang zur TI. Mit dem TI-Gateway geht auch das HSM-B (Hardware Security Module Typ B) Hand in Hand und wird die SMC-B im Kartenterminal ersetzen bzw. überflüssig machen. Das HSM-B ist ein sicherer Speicher, der zusammen mit einem leistungsstarken Highspeed-Konnektor in einem Rechenzentrum betrieben wird. Wer das HSM-B nutzen will, muss sich auch für das TI-Gateway entscheiden. „Es braucht dann aber keinen Konnektor und für den TI-Zugang kein Kartenterminal mehr vor Ort“, sagt Blankenhagel. Neben deutlichen Performance- und Komfortgewinnen wird das HSM-B die IT-Infrastruktur medizinischer Einrichtungen stark vereinfachen – indem zum Beispiel Krankenhäuser nicht mehr viele SMC-B-Karten und Terminals brauchen. Auch im Kleinen wird es einfacher: Es sind dann etwa keine regelmäßigen PIN-Eingaben mehr erforderlich und Herausgabeprozesse von zusätzlichen Identitätsnachweisen lassen sich deutlich verkürzen. 

Behandlung ohne Gesundheitskarte

Unter dem Namen „PoPP“ verbirgt sich ein weiteres Element der TI 2.0. Die Abkürzung steht für „Proof of Patient Presence“ und damit für den Nachweis, dass eine Patientin oder ein Patient tatsächlich von einer medizinischen Einrichtung behandelt wird. Bislang passiert das durch das Einlesen der elektronischen 
Gesundheitskarte (eGK). Danach können die Versichertenstammdaten abgerufen oder es kann in die ePA geschaut werden. „PoPP bringt neue Flexibilität“, erzählt Blankenhagel. Durch PoPP können Patientinnen und Patienten in Zukunft digital nachweisen, dass sie in Behandlung sind. Der Versorgungsnachweis wird damit orts­unabhängig und sowohl mit der eGK als auch mit der GesundheitsID ermöglicht, der digitalen Identität im Gesundheitswesen. „Dann kann man auch bei Hausbesuchen oder Videosprechstunden Zugriff auf die Versichertendaten gewähren“, so Blankenhagel. Auch im Krankenhaus kann das Prozesse vereinfachen. „Eine Patientin oder ein Patient könnte bereits vor der geplanten Behandlung im Krankenhaus über ein Patientenportal Zugriffsberechtigungen für die ePA erteilen“, erklärt Blankenhagel. Dadurch kann die Behandlung optimal vorbereitet werden. „Das spart am Ende Zeit und erhöht die Behandlungsqualität.“ Die eGK wird auf absehbare Zeit weiterhin ein valides Identifikationsmittel bleiben. Es wird aber nicht mehr so vieles von ihr abhängen. 

„Es gibt viele Gründe, um sich auf die TI 2.0 zu freuen“, sagt Blankenhagel. Die Nutzung der TI und ihrer Anwendungen wird noch sicherer, einfacher, stabiler und schneller. Wenn der Zugang nicht mehr an einen Ort, beispielsweise das Behandlungszimmer, gebunden ist, können viele alltägliche Prozesse vereinfacht werden. „Denken Sie mal an die Visite im Krankenhaus, bei der Oberärztinnen und Oberärzte direkt am Bett die Medikation verordnen oder Befunde in die ePA stellen können. Das spart Zeit und Wege und potenzielle Fehlerquellen fallen weg. Die TI 2.0 bringt neue Möglichkeiten für das Gesundheitswesen, von denen alle profitieren können - ein wichtiger Schritt in die Zukunft.“

März 2025