„Wir rollen das TI-Gateway jetzt langsam aus. Die Prozesse müssen wir anpassen und die Infrastruktur aufbauen, damit skaliert werden kann“, erklärt Sven Lindenau, Betriebsleitung eHealth, Alexianer DaKS GmbH. Die katholische Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Münster unterhält verschiedene Institute rund um die medizinisch und pflegerische Versorgung behandlungsbedürftiger Menschen. Darunter sind Kliniken für Somatik, Kliniken für Psychiatrie und Psychosomatik sowie Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Das TI-Gateway ist ein Software-gestützter Zugangsweg in die Telematikinfrastruktur.

Immer mehr Anbieter erhalten von der gematik eine Zulassung für ihr Produkt, das es medizinischen Einrichtungen ermöglicht, ohne Einbox-Konnektor vor Ort die digitalen Dienste und Anwendungen fürs Gesundheitswesen zu nutzen. Darunter fallen beispielsweise die Kommunikationsdienste KIM und TI-Messenger, das E-Rezept oder auch die elektronische Patientenakte (ePA) für alle. 

Infoseite zum TI-Zugang

Lösung für unterschiedliche Bedarfe und Strukturen

Beim TI-Gateway stellt ein externer Dienstleister eine VPN-Verbindung zu einem Highspeed-Konnektor in seinem Rechenzentrum für seine Kunden bereit und auch im Bedarfsfall den technischen Support. Die Einrichtung schließt dabei mit dem Anbieter einen Vertrag für die Bereitstellung und das Hosting. Die Alexianer beispielsweise haben die Firma Research Industrial Systems Engineering (RISE) als Partner zur Seite. Gemeinsam haben sie eine Lösung erarbeitet, die auf den Bedarf der Kliniken speziell zugeschnitten ist. 

Lindenau: „Im letzten Sommer haben wir uns in Wien ausgetauscht, was es für ein TI-Gateway für einen Konzern wie die Alexianer braucht. Denn wir haben unterschiedlichste Einrichtungen mit naturgemäß auch sehr unterschiedlichen technischen Bedarfen und Komplexitäten – vom 1.000-Betten-Haus bis hin zu einer einzelnen Therapie-Praxis muss die Lösung funktionieren. Als Gruppe wachsen wir außerdem kontinuierlich – das TI-Gateway ist für den Anschluss neuer kleinerer Einrichtungen die einfachere Variante des TI-Zugangs. Wir haben uns, anders als andere Klinikverbünde, daher bewusst gegen den Einsatz eines eigenen Highspeed-Konnektors entschieden.“

Erklärvideo: So funktioniert der neue TI-Zugang

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Kein Schema F

Gabriel Hopfmüller, Produktmanager bei RISE, kennt die Alexianer schon aus der vorherigen engen Zusammenarbeit als „early birds“ bei neuen Technologien. Die gemeinsame schrittweise Entwicklung für die Alexianer ebnet auch dem bisherigen TI-as-a-Service-Anbieter RISE immer mehr den Weg Richtung TI-Gateway. Dank der Friendly User Tests im Jahr 2024 habe RISE wichtige Erkenntnisse mitnehmen und umsetzen können, sagt Gabriel Hopfmüller. 

Auf lokaler Ebene sei das TI-Gateway nämlich sehr sektorenabhängig, wofür die Spezifikation keine Definitionen parat halte. Ergo: „Da gibt es kein Schema F. Es gibt Krankenhäuser mit vielen Standorten, welche mit einem Standort, Krankenhäuser mit verschiedener Ausstattung“, erklärt der Produktmanager. Wichtig sei eine hohe Flexibilität bei der Anbindung und Unterstützung von flexiblen Software-VPN-Lösungen als auch die Unterstützung von Hardware-Lösungen, die universal und für kleine Physiotherapiepraxen genauso funktionierten wie für größere Gruppen. RISE habe eine für Krankenhäuser tragfähige Modullösung standardisiert, die Flexibilität biete. Aufwand, der sich mittelfristig lohnt, ist sich das RISE-Team sicher. Denn aus Theorie werde für immer mehr Einrichtungen Praxis. 

Umzug gut organisiert angehen

Das ist bei den Alexianern schon heute der Fall. Die Migration soll für die Menschen, die mit den TI-Anwendungen in den Alexianer-Einrichtungen arbeiten, so reibungslos wie möglich erfolgen. Deshalb war es Sven Lindenau wichtig, dass „Look & Feel“ des virtuellen Konnektors genauso sind wie beim bisherigen physischen, sonst müsse neu geschult werden. Das bedeutet konkret, es wird dieselbe etablierte Verwaltungssoftware und Benutzeroberfläche genutzt. 

Auch organisatorisch und prozessual haben sich Lindenau und sein Team auf das TI-Gateway vorbereitet. Denn was viele seiner Erfahrung nach unterschätzten: Die Umstellung auf den neuen TI-Zugang sei nur zu zwanzig Prozent ein technischer Vorgang, achtzig Prozent mache die digitale Transformation aus. Er hat daher einen „Digitalisierungsbeauftragten“ berufen, der bewusst nicht aus der IT kommt. Wie stellt man die Umstellung für verschiedene Heime zusammen? Wie wird pro Use Case gedacht, also für die eAU, das E-Rezept oder die ePA? Im Ergebnis bedeute diese Herangehensweise: viele Schulungen, sehr viel Prozess. Regelmäßig fänden daher Calls mit allen ePA-Verantwortlichen in den einzelnen Häusern der Unternehmensgruppe statt. Das Pilotprojekt findet in Münster statt. Pro Jahr gebe es Workshops für die Einrichtungen.

Sukzessiver Ersatz

Die nächsten Schritte: Die virtuellen Konnektoren großflächig einführen. Primär geschieht das in den Seniorenheimen, die neu an die Telematikinfrastruktur angebunden werden. „Die bisherigen 50 Einbox-Konnektoren in unseren Einrichtungen laufen noch bis Ende des Jahres parallel weiter und werden sukzessive durch virtuelle Konnektoren ersetzt“, so der Betriebsleiter eHealth, Alexianer DaKS GmbH. In einem weiteren Schritt werde der virtuelle Authentisierungsnachweis für medizinische Einrichtungen (HSM-B) noch einmal gut weiterhelfen.

Das RISE-Team befürwortet, Vorlauf und Ressourcen für den Umstieg aufs TI-Gateway einzuplanen. Laut Gabriel Hopfmüller dauert die Vorbereitung für eine kleinere Klinik einige Wochen, während größere Einrichtungen mehrere Monate benötigen könnten. 

Stand: April 2025

„How-to TI-Gateway“: Neuer Leitfaden online

Wie gelingt der Umstieg vom Konnektor auf das TI-Gateway? Der neue Leitfaden der gematik bietet Hilfestellungen und Tipps für den Wechsel auf das TI-Gateway und richtet sich dabei an medizinische Einrichtungen, die bereits an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sind. Der Leitfaden basiert auf Erkenntnissen aus der TI-Gateway-Pilotierung im Jahr 2024 und unterstützt medizinische Einrichtungen bei der Vorbereitung auf den Wechsel.

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